Des Teufels Kopfgeldjäger
Die liebe Sandra hat mir ihre Lieblingsszene im Buch verraten ...
»Er hat
mich eingeschlossen«, schimpft sie zwischen zwei weiteren Tritten. »Dieser
verdammte Mistkerl!«
»Könntest
du das Fluchen bitte einstellen?« Die Stimme klingt wie warmer Honig, nur der
bittere Tonfall will nicht recht dazu passen.
Toni
fühlt sich, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen. Schnaubend wirbelt sie zu
dem Fremden herum, der zwischenzeitlich ein Feuerzeug entzündet hat, um die
Umgebung zu beleuchten. »Du!« Drohend richtet sie die Schwertspitze auf ihn.
»Was in den drei Welten sollte das denn?«
Sie beißt
sich auf die Lippen. Was ist das überhaupt für ein Kerl? Ist er ein Mensch?
Abschätzend mustert sie den Mann, der auf den ersten Blick wie ein verlumpter
Straßenmusikant aussieht. Aber da steckt mehr unter dem abgetragenen Mantel, so
viel ist sicher. Obwohl Toni mit gut einem Meter siebzig und den Absätzen an
ihren Stiefeln selbst schon groß ist, muss sie weit zu ihm aufblicken, um in
sein Gesicht sehen zu können. Unter dem verschlissenen Trilby blitzen
goldbraune Strähnen hervor und umrahmen ein zartes, porzellanartiges Gesicht.
Sein Alter kann sie beim besten Willen nicht schätzen. Er sieht jung aus, wenn
man nicht in seine Augen blickt. Diese wissenden, glasklaren Augen … Noch nie
zuvor hat sie ein so tiefes und schillerndes Blau gesehen. Selbst an diesem
dunkelsten aller Orte strahlen seine Iriden wie geschliffene Saphire in der
Sonne.
Toni
schnappt geräuschvoll nach Luft. »Du bist ein Engel!«
»Ja«,
antwortet er, als sei überhaupt nichts dabei.
Sie rollt
mit den Augen, dreht sich stöhnend zur Tür um und steckt ihr Schwert zurück in
die Scheide. In einem Akt der Verzweiflung rüttelt sie mit beiden Händen am
Türgriff, während ihrer Kehle Geräusche entschlüpfen, die den Menschen sonst
nur dann entfahren, wenn sich das Finanzamt zur Steuerprüfung anmeldet.
»Gottverdammt!«,
flucht sie – der Engel macht ein Gesicht, als hätte sie ihm einen Schlag in den
Solar Plexus verpasst – und stemmt sich mit aller Kraft gegen die Tür, die
davon völlig unbeeindruckt am selben Fleck verharrt. »Hier drin ist alles
vergammelt und morsch, nur die Tür, die hält bombenfest!«
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem veröffentlichen deines Kommentares erklärst du dich mit den gültigen Datenschutzbestimmungen des Blogs einverstanden.